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Baustellen bleiben in der Corona-Krise offen

Alles steht still aufgrund der Pandemie? Nein, auf vielen Baustellen wird weiter gearbeitet.

Während Unternehmen der Gastronomie und der Hotellerie bundesweit geschlossen sind, viele Geschäfte anderer Branchen, vor allem Dienstleister mit Publikumsverkehr, verkürzte Öffnungszeiten oder von sich aus geschlossen haben, geht es auf den Baustellen weiter. Bisher hat noch keines der 16 Bundesländer einen Baustellenstopp angeordnet. Allerdings gelten für die Mitarbeiter der Baufirmen die gleichen Verhaltensregeln wie für den gesamten öffentlichen Bereich, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Nur ist das überhaupt möglich, bei Bauarbeiten tatsächlich immer 1,5 m Abstand zu halten? Sich regelmäßig die Hände zu waschen, nicht mit mehr als zwei Personen aufzutreten oder sogar einen Mundschutz zu tragen? Wer bisher nur Büroarbeiten erledigte, wird kaum eine Vorstellung davon haben, wie der Arbeitsalltag für Bauhandwerker aussieht. Die oben angeführten Regeln können eingehalten werden, es ist dann jedoch ein mühsames und zeitraubendes Arbeiten und nicht selten bleibt einfach nichts anderes übrig, als zum Beispiel den Mindestabstand zu unterschreiten. Auch wenn heute der Kran oder der Bagger viele der schweren Arbeiten übernimmt, ist es trotzdem immer wieder mal nötig, das zwei oder mehr Menschen bei einem Bauteil anpacken, um es an die richtige Stelle zu platzieren und sich dabei näher kommen. Ebenso ist der Mundschutz bei anstrengender körperlicher Arbeit weitgehend illusorisch und für das Händewaschen jedes Mal vom 3. Stock des Rohbaus hinunter in die Baubaracke laufen, wird auch kaum jemand auf sich nehmen?

Baugewerbe weist den höchsten Krankenstand aus

Ob sich durch das Virus viele Bauhandwerker krankmelden, ist noch nicht statistisch erfasst, aber schon im Jahr 2018 wies laut einer Befragung von 1,6 Millionen Erwerbspersonen durch die IKK das Baugewerbe mit 6,2 % den bundesweit höchsten Krankenstand aus. Es ist leicht vorstellbar, das diese hohe Erkrankungsrate im Jahr des Corona-Virus neue Rekorde verzeichnen wird. Für viele Handwerksbetriebe ein Riesenproblem, da es oft Kleinunternehmen mit vielleicht 5 oder 10 Angestellten sind.

Viele Baustellen ruhen einfach deshalb, weil das Personal fehlt. Zusätzlich verzeichnet das Baugewerbe einen hohen Anteil an ausländischen Mitarbeitern, die teilweise in ihre Heimatländer zurückgereist sind oder als Grenzgänger vom Einreisestopp betroffen sind. Immerhin hat inzwischen Baden-Württemberg den Einreisestopp für Grenzgänger aus dem Elsass wieder aufgehoben.

Noch ein Problem: Zulieferer

Viele Baumärkte wurden als nicht System-wichtig behördlich geschlossen. Diese versorgen aber oft nicht nur Kunden im Markt selbst, sondern beliefern auch Baustellen mit Material. Ziegel, Kunststoffrohre, Armaturen, Dachfolien, Dämmmaterial und vieles mehr, ohne das auf dem Bau nichts geht.

Aber auch hier zeichnet sich inzwischen eine Entspannung der Lage ab. Seit dem 4. April 2020 sind in den meisten Bundesländern die Baumärkte wieder geöffnet und können sich vor Kunden kaum retten, die endlich ihren Garten für den Frühling bestellen wollen oder eben für ihr Bauvorhaben Material benötigen. All die Einschränkungen haben natürlich das Bauen in Deutschland verlangsamt, aber immerhin nicht vollständig gestoppt. So wird die Bauwirtschaft nach der Krise, wann immer das sein wird, schneller wieder durchstarten können und das ist auch notwendig. Der Wohnungsmangel in Deutschen Großstädten ist ja nicht mit der Corona-Krise verschwunden. Es wird vielmehr so sein, das sich das Problem verstärkt. Vielleicht ist diese Krise aber auch ein Anstoß für eine Änderung im hiesigen Bauwesen, das wie kaum ein anderer Bereich durch unzählige Normen und Vorschriften gekennzeichnet ist, die das Bauen teuer und langwierig machen.

April 2020

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